„Jeder Fluch hat mal ein Ende“

Zehn-Tore-Spektakel beendet Penzbeger Negativ-Serie gegen Heilbrunn Bezirksliga Süd
Artikel vom 10. März 2025
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Der FC Penzberg besiegt Angstgegner Bad Heilbrunn mit 6:4 und feiert damit den ersten Erfolg gegen diesen Verein seit zehn Jahren.
Über die Lautsprecher am Platz verkündeten sie die Nachricht des Tages. „Jeder Fluch hat mal ein Ende“, ließ der Penzberger Stadionsprecher verlauten. Samir Neziri machte es sich zur Aufgabe, jeden einzelnen Mitspieler und die Trainer zu umarmen und sie an das Ende der Plage zu erinnern. „Zehn Jahre, Junge“, schrie Penzbergs Stürmer. Zehn Jahre hatte der FCP den Nachbarn aus Bad Heilbrunn nicht mehr bezwungen.
Am Samstag riss diese dunkle Serie in einer Art und Weise, wie es niemand hätte voraussagen können. „Auf keinen Fall habe ich damit gerechnet“, sagte Trainer Maximilian Bauer nach dem 6:4 (3:1)-Erfolg. Zehn Tore für zehn sieglose Jahre, so scherzte mancher am Platz.
Es fällt nicht leicht, dieses Ergebnis zu erklären. Selbst Bauer hielt fest: „Jeder andere Verein feiert sich. Wir waren nicht zufrieden.“ In diesem Derby kam dermaßen viel zusammen: Super-Effizienz, ein Gegner weit weg von seiner Identität, Spielglück, überragende Einzelspieler, chaotische Minuten und noch viel mehr, dass man gar nicht weiß, wo man beginnen muss. Vielleicht ja bei den Vorzeichen.
In Penzberg formt sich schön langsam ein guter Geist, der am Platz zu spüren ist. „Wir sind nicht umsonst noch ungeschlagen“, sagt der Coach zum Fußballjahr 2025. Man merkt’s an den Szenen, die nebenbei passieren, an den aufmunternden Kommentaren nach Fehlern, an den Kommandos im Brandfall, an Jubelarien nach den Toren. Und auch an der Sache mit dem Dusel, der in der Hinrunde so selten beim FCP heimisch war. „Uns als Verein wird überhaupt nichts hinterhergeworfen“, betont der Trainer. Sie haben sich das in den Winterwochen erarbeitet.
Heilbrunn zahnlos und fehleranfällig
Auf der anderen Seite stand ein Gegner, den man kaum wiedererkannte. In Ansätzen war gewiss zu sehen, was der HSV gewöhnlich für eine Macht ist. Aber diese Fehleranfälligkeit, teilweise auch Zahnlosigkeit ist man nicht gewohnt von den erstklassigen Toreverhinderern. Freilich waren die Hälfte der Penzberger Treffer mit dem Mann im Tor zu erklären, der wirklich einen undankbaren Job hatte.
Der 18-jährige Mohammed Yeniay war erst im Winter von Penzberg nach Heilbrunn gewechselt, gab sein Punktspieldebüt direkt beim Ex-Klub vor stattlicher Kulisse. Eine wahnsinnig schwierige Situation. Deshalb ging FC-Coach Bauer auch nicht groß drauf ein, er merkte nur an: „Du kriegst nichts geschenkt. Heilbrunn hatte Probleme, weil wir vieles gut gemacht haben.“ Bei 1:0 durch Neziri und 3:1 durch Murat Ersoy setzten die Penzberger vehement nach, das 5:1 von Jonas Kirschner erzwangen sie im Gestocher vor dem Kasten nach einem Freistoß. Alles ein Werk des Willens.
„Zu 100 Prozent unsere Schuld.“
Maximilian Bauer, Trainer des FC Penzberg, über die späten Gegentore.
Mit Samir Neziri, dem Doppeltorschützen und Dauerläufer auf rechts sowie Schaltzentrale Murat Ersoy im Zentrum hatten sie die zwei überragenden Spieler in ihren Reihen. Zudem lenkte Torwart Daniel Baltzer mit einem parierten Elfmeter bei 2:1-Führung der eigenen Mannschaft die Partie in die aus Penzberger Sicht richtigen Bahnen. „Kann ganz anders laufen – in alle Richtungen“, betonte Maxi Bauer.
Ja, auch ein 8:1 wäre bei noch mehr Zielstrebigkeit im Bereich des Realistischen gelegen. Genauso aber auch ein Knockout in der Schlussphase. Gerade als beide Teams ihre Stammkräfte vom Feld nahmen, begann die große Heilbrunner Aufholjagd mit drei Treffern in sieben Minuten (74., 80., 81.). Plötzlich stand‘s 5:4. „Zu 100 Prozent unsere Schuld. Bis dahin ein richtig guter Job. Dann dachten wir, wir sind die Besten“, sagte Bauer. Aber diese Schönheitsfalte ließ sich an diesem herrlichen Sommertag leicht glätten. (am)
Quelle: Andreas Mayr